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Zurück zur Übersicht04.06.2024
Offener Brief anlässlich der Messerattacke in Mannheim
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Specht,
warum nennen Sie die Dinge nicht beim Namen, sondern verlieren sich mit Ihrer Einladung zur Kundgebung in Allgemeinplätzen?
Wir vermuten, dass Sie sehr wohl damit gerechnet haben, dass von rechter Seite die Tat ausgenutzt wird, um ganz generell gegen zugewanderte Menschen zu hetzen. Und tatsächlich stellten sich solche Trittbrettfahrer auch umgehend ein, um die entsetzliche Tat für Ihre menschenverachtenden Zwecke zu missbrauchen.
Dabei übersehen Sie, dass gerade dadurch, dass die Dinge nicht beim Namen genannt werden, den Rechten ein Sprachraum überlassen wird, den sie sehr wohl auszunutzen wissen.
Richtig und dem Verbrechen angemessen wäre ein Aufruf gewesen: „Mannheim hält zusammen gegen Islamismus und religiösen Fanatismus” ohne anschließendes interreligiösen Friedensgebet.
Dass sich nach einer religiös motivierten Tat wieder einmal die Religionsvertreter gegenseitig ihre Friedfertigkeit versichern und ihre Ablehnung gegenüber Gewalt bekunden, ist wohlfeil.
Erkennen Sie nicht, wie paradox es ist, auf einen religiösen Irrsinn mit Gebeten zu reagieren?
Selbstverständlich wären bei einer solchen Kundgebung auch Religionsvertreter als Teilnehmer willkommen gewesen. Gerne hätten sie dabei bekunden dürfen, dass ihre Gläubigen es schlicht auszuhalten haben, wenn andere ihre Religion wahlweise für erfunden, schädlich oder gefährlich halten.
Wir haben ein gemeinsames Plakat der Religionsvertreter vermisst, auf dem steht: “Wir halten es aus, dass Andere und Nichtgläubige unsere Religionen für Erfindungen und für ein Problem und nicht für eine Lösung halten."
„Mit Diskussionen um Demokratie und Meinungsfreiheit erreicht man weder schuld- und deliktsunfähige Täter noch religiöse Fanatiker, deren Gedankenwelt uns völlig fremd und absurd erscheint.“ So Ralf Kusterer, Landeschef der DPolG Baden-Württemberg.
Tatsache ist, dass die hier angesprochene Gedankenwelt in der gemäßigten, aber ebenso in der irrational begründeten Gedankenwelt der Religionen zu Hause ist. Diesem speziellen Verbrechen vom Freitag liegt die Gedankenwelt des Islam zugrunde. Selbstverständlich teilen viele aufgeklärte, gläubige Muslime diese menschenverachtende Gedankenwelt nicht. So wie christliche Gläubige an einen erfundenen Gott glauben, glauben muslimische Gläubige an einen erfundenen Allah, was an sich zu keinem Verbrechen Anlass gibt. Nur ist der erfundene Allah in Teilen seiner Anhängerschaft nun mal deutlich gewaltbereiter.
Dass Menschen vor dieser Gedankenwelt Angst haben, ist mehr als verständlich und berechtigt. Diese Angst teilen ausdrücklich auch viele Menschen, die vor religiösen Fanatismus in ihren Heimatländern zu uns geflohen sind.
Diese Angst sollten Sie, Herr Oberbürgermeister, hören und zu erkennen geben, dass Sie sich nicht scheuen, den Gegenstand dieser Angst beim Namen zu nennen. Überlassen Sie es nicht den Rattenfängern vom rechten Rand, diese Angst für ihre Zwecke einzuspannen.
Wir, die gbs Rhein-Neckar e.V. verurteilen die brutale islamistische Tat in Mannheim.
Unser Mitgefühl und unsere Trauer sind mit den Angehörigen auch jener Einsatzkräfte, die nicht unmittelbar betroffen waren.
Wir begrüßen das Vorhaben der Stadt Mannheim, auf diese Tat zu reagieren.
Allerdings ist aus unserer Sicht Beten keine Lösung. Beten ist Teil religiöser Traditionen. Religionen sind jedoch maßgebliche Ursache für derartige Konflikte in Vergangenheit und Gegenwart in unserer Welt. Für eine politische Organisation ist es insofern ratsam, religionsfreie Formen der Anteilnahme anzubieten und Probleme mit Religion auch klar und deutlich zu benennen.
Wir fordern Sie auf, in Zukunft Gedenkveranstaltungen zu planen, die ohne religiösen Bezug stattfinden und konkret die Missstände benennen, auf die sich eine Kundgebung bezieht und sich nicht hinter Allgemeinplätzen zu verstecken, wenn eine klare Aussage gefordert ist.
Das gilt für Verbrechen von links, von rechts und von religiös motivierten Verbrechern.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand der Säkularen Humanisten - gbs Rhein-Neckar e.V.
Dirk Winkler
Angela Lahee
Stefan Dewald
Marianne Mauch
Rolf Kickuth
Friedrich Coradill
Karl-Heinz Büchner
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